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Lediglich 500 m² Schalfläche in 3 Jahren

16.10.2013 | Deutschland
Dennoch leistet die Schwalbe Baugesellschaft mbH & Co. KG aus Preetz bei Kiel hervorragende Arbeit. Das von Wind, Wetter und Salzkorrosion stark in Mitleidenschaft gezogene Eider-Sperrwerk ist komplett zu sanieren. Unter äußerst erschwerten Bedingungen der ständig wechselnden Tide und des unberechenbaren Wetters mit Orkanstürmen über 120 km/h sind die Arbeiten an den acht Korbbögen der Wehrpfeilern auszuführen.

Pressekontakt

Impressionen

Bevor der längste Fluss Schleswig-Holsteins, die Eider, nach 188 km rund 15 km südöstlich von St. Peter-Ording als Bundeswasserstraße und Tidefluss in die Nordsee mündet, hat er das Eider-Sperrwerk aus dem Jahre 1973 zu passieren. Dieses größte deutsche Küstenschutzbauwerk dient dem Sturmflutschutz und der Entwässerung des Hinterlandes. An den fünf Durchlässen legen sich jeweils zwei gewaltige stählerne Sieltore mit 40 m Breite und 250 t Gewicht auf die mächtigen Wehrpfeiler auf.

Wind und Wetter trotzen

Neben wechselnden Gezeiten und Schwankungen im Wasserspiegel von bis zu 3,50 m ist der „Blanke Hans“, die Naturgewalt der Nordsee mit Sturm und Regen, die größte Unwägbarkeit für die Schwalbe-Mannschaft. „Das Projekt an sich ist schon schwierig genug“, betont Bauleiter Mathias Ziegler, „doch am meisten macht uns das unkalkulierbare Wetter zu schaffen“. Eine genaue Terminplanung, wie sie auf üblichen Baustellen unbedingt erforderlich ist, zwingt hier zu Improvisationen und stellt eine solche Wasserbaustelle vor täglich neue Herausforderungen.

Ortbeton in Bestform

Die alten Wehrpfeiler sind unter Wasser noch tragfähig. Doch in der Wasserwechselzone setzte aggressives Salzwasser mehr als 40 Jahre lang dem Beton erheblich zu. Hier sind Sanierungen größeren Umfangs erforderlich, und zwar jeweils auf der Binnen- und Seeseite der 6,00 m breiten und 8,30 m hohen Pfeiler. Bevor die Arbeit beginnt, scannt ein Vermesser die genaue Form des zu sanierenden Pfeilerkopfes und entwickelt daraus eine „Punkte-Wolke“ mit entsprechenden Koordinaten. Diese Daten bekommen die Doka-Projektingenieure, um daraus die erforderlichen Detailzeichnungen zur Herstellung der doppelt gekrümmten Schalungselemente zu generieren. Polier Detlef Karaschewski denkt schon weiter: Um später eine genaue Kontrolle der Betonüberdeckung zu haben, setzt er pro m² vier Kopfbolzen bündig in den Beton ein. Nun kann der nicht mehr tragfähige Beton entfernt werden. Das erledigt ein spezieller Strahlroboter. Mit seinem 8,00 m langen, hydraulisch beweglichen Arm und einem Wasserdruck von bis zu 1.800 bar fräst er den alten Beton bis auf den tragfähigen Grund ab. Das können Schichtdicken bis zu 40 cm sein. Die dann freiliegende Bewehrung wird statisch untersucht und falls erforderlich in Teilbereichen ersetzt und ergänzt. Um die Dauerhaftigkeit zu erhöhen, erhält die Bewehrung im unteren Bereich einen kathodischen Korrosionsschutz.

Fertigservice, der sich rechnet

Nun kommt die von den Schalungsbauern im Doka- Fertigservice exakt gefertigte 3-dimensionale Schalung zum Einsatz. Sie spiegelt die ursprüngliche Form der Pfeiler ganz genau wider. Dabei sind für die bis zu 1,80 m starken Aufdopplungen die tragfähigen Roste der Trägerschalung FF20 genau die richtige Grundlage. Der Doka-Fertigservice der Niederlassung Berlin montierte die komplizierten Elemente. Mehr als 165 unterschiedliche Kranzhölzer waren zu schneiden, mit den Trägerrosten zu verbinden, einer Sparschalung zu versehen und anschließend mit einer – nach ZTV-W ausgeschriebenen – saugenden 6 mm starken Biegesperrholzplatte zu belegen. So entstehen 3-dimensional gekrümmte Elemente, die zusammengefügt einem Korbbogen mit zwei ungleichen Radien entsprechen. Die gesamte Montage erfolgt zu einem zuvor kalkulierten Festpreis. In transportablen Größen liefert Doka insgesamt 97 m² Schalungselemente per LKW auf die Baustelle. Dazu Bauleiter Mathias Ziegler: „Zu dem Preis hätten wir das auf der Baustelle niemals herstellen können.“Mit viel Fingerspitzengefühl bringt ein Seilbagger die Elemente der Doka-Trägerschalung FF20 exakt in Position. Die Schalung steht auf einer von Tauchern auf dem Fundamentvorsprung verankerten Arbeitsplattform, die von oben über einen Treppenturm erreichbar ist – ein sicherer Arbeitsplatz direkt über dem Wasser. Die Pfeiler am Eider-Sperrwerk werden in jeweils vier Betonierabschnitten saniert. Dabei bleibt die untere Schalung als Basis stehen.

Schalung aus dem Baukasten

Die Doka-Trägerschalung FF20 ist mietbar und nimmt nach Angabe des Herstellers einen Frischbetondruck von 50 kN/m² auf. Sie wird in Normhöhen von 2,75 m, 3,75 m und 6,50 m angeboten. In Kombination mit 0,50 m und 1,00 m hohen Aufstockelementen lassen sich damit für den Hoch-, Ingenieur- und Wasserbau praxisgerechte Schalungshöhen im Raster von 0,50 m bis 6,50 m bestens realisieren. Ideal für die hier zu schalenden drei Takte von je 2,80 m Höhe. Zur Verfügung stehen die Elemente in vier Breiten im metrischen Raster zwischen 0,50 m und 2,00 m, sowie rechtwinklige und bewegliche Innen- und Außenecken. Der Elementverbinder FF20/50 Z garantiert eine absolut zug- und druckfeste sowie schlupffreie Verbindung der Elemente. Im erforderlichen Fall erlaubt sie sogar ein Dichtziehen des Schalungsstoßes. Wahlweise ist die Schalung mit einer 21 mm starken, dreischichtigen, spezialvergüteten FF20-Platte oder als Trägerrost erhältlich.

Hier sind Profis am Werk

Die kompletten Sanierungsarbeiten laufen unter vollem Betrieb des Sperrwerks. Das bedeutet, dass die Sturmfluttore zu jeder Zeit voll funktionsfähig sein müssen. Dabei sind zwischen den zu sanierenden Pfeilerköpfen und den mächtigen Sieltoren nur wenige Zentimeter Platz. Hierfür entwickelten die Doka-Projektingenieure der Niederlassung Hamburg ein Schalungskonzept mit einem minimalen Schalungsaufbau zur Seite hin. Zur sicheren Verankerung der Elemente dienen Klebeanker, die bis zu 50 cm in den tragenden Beton hineinreichen. Zugversuche bis 80 kN bestätigen die Tragfähigkeit. Nun zahlt sich das Vorausdenken aus: Trotz der im Überhang aufzustellenden Schalung passt die Bewehrung mit 60 mm Überdeckung genau zur Schalungsform. Je Takt bauen die Schwalbe-Fachleute rund 12 m³ Beton der Güte C 30/37 fachgerecht in die Schalung ein. Die mit der Bundesanstalt für Wasserbau abgestimmte spezielle seewassertaugliche Rezeptur wird sorgsam verdichtet, für ein ansprechendes Betonbild mit ganz geringem Lunkeranteil. Die Ausführung und Maßtreue übertrifft die hohen Erwartungen des Wasser- und Schifffartsamtes Tönning.

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