
Weniger Montageaufwand und höhere Qualität bei Sonderschalung für ausgefallene Geometrien: Das verspricht der 3D-Druck von Schalung. Ein Pilotprojekt von Doka und voxeljet zeigt, was möglich ist.
Beim Bau des neuen Hauptsitzes der Sächsischen Aufbaubank (SAB) in Leipzig setzte Doka in Kooperation mit voxeljet auf eine innovative 3D-Drucklösung für die Herstellung einer komplexen Sichtbetontreppe. Die digital geplante und additiv gefertigte Sonderschalung ermöglichte höchste Präzision, reduzierte die Montagezeit um rund 90 % und lieferte makellose Betonoberflächen. Das Pilotprojekt zeigt, wie digitale Fertigungstechnologien den Schalungsbau effizienter und qualitativ noch hochwertiger machen.
Bauwerkstyp
Treppenhaus
Herausforderung
Komplexe, dreiachsig gekrümmte Sichtbetontreppe mit höchsten Anforderungen an Geometrie und Oberfläche
Lösung
3D-gedruckte Sonderschalung in Kooperation mit voxeljet, einem Spezialisten für industriellen 3D-Druck, für präzise Formgebung und schnelle Montage
Beim Rohbau des Hauptsitzes der Sächsischen Aufbaubank (SAB) in Leipzig, welcher durch die Arbeitsgemeinschaft Rohbau SAB Leipzig – Ed. Züblin AG, Bereich Sachsen & GP Papenburg Hochbau GmbH, NL Ost realisiert wurde, sollte eine halbgewendelte Treppe mit Zwischenpodest errichtet werden, die auf einer Tragwand aufgesattelt ist. Wie der gesamte Neubau ist auch die Treppe, die den Aufgang von der Tiefgarage ins Foyer bildet, architektonisch anspruchsvoll. Sie ist zu 40 Prozent – bis zum Zwischenpodest – an eine Wand angelehnt und wird danach freitragend. Die Oberfläche der Innenseite war zudem als Sichtbeton auszuführen. Durch eine entsprechende Nachbehandlung mittels Sandstrahlen sollte eine weitestgehend Lunker-freie und farblich homogene Oberfläche hergestellt werden. Die geometrischen und optischen Anforderungen stellten einen hohen Anspruch an das dafür konzipierte Schalsystem. Für die Lösung dieser Aufgabe wandte sich die ausführende ARGE an Doka.
Im ersten Schritt kategorisierte Doka die verschiedenen Oberflächen entsprechend ihrer Komplexität: Einachsige, geschwungene Oberflächen mit zylindrischen oder konischen Formen konnten konventionell wirtschaftlich geschalt werden. Ein besonderes Merkmal der Treppe war jedoch eine dreiachsig gekrümmte Oberfläche im Bereich des gerundeten Überhangs hin zur Wandseite. Eine konventionelle Fertigung der nötigen Sonderschalung wäre recht zeitaufwendig gewesen, ganz zu schweigen von der Montage vor Ort.
Doka entschied sich daher für eine innovative Lösung: In Zusammenarbeit mit der voxeljet AG, einem Anbieter von 3D-Drucksystemen für den industriellen Einsatz, wurde in einem additiven Fertigungsverfahren eine spezielle Schalhaut für die Sonderschalung hergestellt. Ausgangspunkt war ein CAD-Modell: Doka plante die sieben Schalhautteile zuerst virtuell mit einem sehr hohen Detaillierungsgrad. Anhand dieser Spezifikationen stellte voxeljet im sogenannten Powder-Binder-Jetting-Verfahren die Schalhautteile in einer Wandstärke von nur 21 mm her. Dabei wird eine Partikelschicht, in diesem Fall Sand, in mehreren Schichten hauchdünn aufgetragen und an jenen Stellen mit Harz verklebt, an denen das gewünschte Bauteil entstehen soll. Der Vorgang wird in mehreren Schritten solange wiederholt, bis das Bauteil fertiggestellt ist. Eine Stützenkonstruktion ist nicht notwendig, loses Material wird danach entfernt. Die 3D-gedruckten Bauteile sind spannungsfrei gefertigt und müssen nur noch mit Epoxidharz infiltriert und anschließend geschliffen und lackiert werden.
Foto: Daniel Vieser; Architekturfotografie, Hildesheim/Karlsruhe
Die dreidimensional gekrümmten Elemente wurden so gestaltet, dass sie sich problemlos mit der Doka-Standardschalung (Xlife-Platten) kombinieren ließen: Bohrungen und Steckverbindungen waren bereits integriert. Dadurch ergab sich ein sehr einfacher Montageplan mit Stecksystem. Der Aufbau auf der Baustelle verlief entsprechend schnell und effizient: Die Monteure benötigten aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades der Einzelteile nur etwa ein Zehntel der sonst üblichen Zeit. Auch der Aufbau des Schalsatzes erwies sich aufgrund der hohen Präzision der per digitaler Daten gefertigten Komponenten als äußerst einfach.
Die Ecken der Elemente waren zu 100 Prozent passgenau und konnten als Einmessecken genutzt werden. Die durchgängig digitale Datenverarbeitung der 3D-gedruckten Geometrien führte zu einer sehr hohen Präzision bei der Fertigung, die sich auch beim Betonbild widerspiegelte: Das Gussergebnis entsprach genau der Planung. Dank der geschlossenen, digitalen Datenkette war auch die Bereitstellung einer Qualitätssicherung kein Problem.
Zum optimalen Resultat beigetragen hat darüber hinaus die große Witterungsbeständigkeit und Kratzfestigkeit des nachbehandelten Epoxid-Sand-Gemisches. Denn bevor betoniert wurde, stand die fertige Schalung einen Monat – von März bis April – auf der Baustelle. Bei Witterungsverhältnissen mit Frost, Feuchte und zwischenzeitlich auch Wärme hätte es bei konventioneller Sonderschalung, deren Form unter Spannung steht, leicht zu Rissbildungen und damit zu Mängeln in der Oberfläche kommen können. Dank des neuen Verfahrens fielen jedoch keinerlei aufwendige Korrekturen oder Ausbesserungen an. Nach der erfolgreich betonierten Treppe war man sich einig: Es hätte durchaus noch mehr Fläche mit 3D-gedruckter Schalhaut realisiert werden können.
Jahr der Fertigstellung
2021
Schalungseinsatz
11/2017 bis 09/2019
Land
Deutschland
PLZ
04105
Auftraggeber
Sächsische Aufbaubank (SAB)
Bauausführung
Arbeitsgemeinschaft Rohbau SAB Leipzig – Ed. Züblin AG, Bereich Sachsen & GP Papenburg Hochbau GmbH, NL Ost
